Thailand – Das schwarze Schaf holt auf

Es führt einfach kein Weg drum herum. Eingequetscht zwischen Kambodscha, Laos und Myanmar wird Thailand zum nötigen Muss. Für viele sicherlich der Reisetraum schlechthin, für uns ein abschreckendes Beispiel für allzu ausgetretene Reisepfade und tausendfach durchlebte Geheimnisse aufgeregter Rucksacktouristen aus aller Welt, die dieses Land zum abgenutzten Billigziel degradieren. So viel zu unseren Vorurteilen.

Ich nehme an dieser Stelle vorweg, dass wir dem Land doch etwas abgewinnen konnten und nun weniger scharf urteilen. Dennoch können wir uns mit den Charakterzügen vieler Einheimischer, die sicherlich auf das Verhalten manch dummer Touristen zurückzuführen ist, nicht wirklich anfreunden. Erschreckend ist die raffgierige Abzockerhaltung und Unehrlichkeit gepaart mit dem zu freundlichen, unechten Lächeln auf den Lippen. Wir sind froh, einige wenige Ausnahmen erlebt zu haben, so dass unsere Meinung über Thailand nicht mehr allzu starr und hart urteilend ausfällt. Was uns an Falschheit entgegenschlug, konnte die Schönheit und die Vielfalt des Landes wieder ausgleichen und so fische ich in diesem kurzen Bericht ausschließlich die schönsten Highlight für euch heraus.

Chiang Mai ist ein wirklich idyllisches Plätzchen im Norden Thailands, das man geradezu liebgewinnen kann. Die kleinen grünbewachsenen Gassen führen uns direkt ins Herz der Stadt zu hübschen Straßencafés, vorbei an zahllosen 7-Elevens. Zum ersten Mal kaufe ich Schokolade. In Thailand ist die Schokolade ausnahmsweise nicht ranzig weiß angelaufen und weist kein Verfallsdatum des letzten Jahrhunderts auf. Hmmmm, wie gut schmecken Kinderbuenos nach sieben Monaten Schokoabstinenz. Selten habe ich mir ganze Riegel in die Backe gestopft. Eher versehentlich stolpern wir in einen kleinen privaten Garten und stellen fest, dass wir uns in einer der vielen Kochschulen befinden, die für Chiang Mai von jedem Reiseführer mehr als aufdringlich empfohlen werden. Überzeugt vom hübschen Ambiente melden wir uns kurzerhand für den kommenden Abend zu einem Thai-Kochkurs inklusive Marktgang an. Ab nun laden wir nicht mehr nur zu indischen oder spanischen Abenden ein – ihr seid jederzeit willkommen unsere neuen Kochkünste zu testen. Die Küchenschlacht war super. Vom selbstgemachten Pad Thai, über ein feuriges Green Curry, gepaart mit einem saftigen Papayasalat oder wahlweise landestypischen frischen Frühlingsrollen im durchsichtigen Reismäntelchen und Dekoration, können wir auf jeden Fall aufwarten.

Mit dem Zug setzen wir unsere Reise Richtung Süden fort und legen einen kurzen Zwischenstopp in Ayuttaya ein. Auf zwei klapprigen Drahteseln erkunden wir die alten Tempelruinen und fahren verbotenerweise zu unmenschlicher Frühe, als selbst die Guards noch geschlafen haben müssen und heizen über alte Backsteinpfade um die Tempel herum. Ein Wunder, dass das Klappern der Räder uns nicht verraten hat. 🙂

Bevor wir ein zweites Mal in die wuselige Hauptstadt zurückreisen, sitzen wir schon wieder in einem Bus Richtung Süden und setzen mit dem Schiff nach Ko Samui über, wo wir fünf schöne Tage verbringen. Die Regenzeit hat die meisten Touristen vergrault und wir finden viele unberührte Fleckchen, wo es sich mehr als gut aushalten lässt. Auf dem Moped umrunden wir die Insel und inspizieren die hübschen Strände.

Bangkok darf gerne der Traum anderer Reisender bleiben. Wir finden wenig Gefallen an der gruselig überfüllten Metropole. Einen mehr als willkommenen Vorteil bietet die Stadt dennoch! Qualitativ hochwertiger, mehr als überdurchschnittlich günstiger Künstlerbedarf ist für mich gefundenes Fressen und glücklich decke ich mich ein, soweit der Rucksack noch Platz verspricht. Das weltbeste Pad Thai finden wir in einem seit mehr als 50 Jahren bestehenden Straßenrestaurant und genießen still, während die aufgeregte, laute Stadt um uns herum immer weiter zu hetzen scheint.

Das schwarze Schaf holt auf und stolpert müde über die Zielgerade.