Australia – Sky is the limit

 G’day everyone!

Bereisen wir ein neues Land, oder gar einen uns unbekannten Kontinenten, sind wir in ehrlichen 90% aller Reisefälle ziemlich mies vorbereitet. Gefährliche Tiere – sind uns weitestgehend unbekannt, (Un-)Wetter während der Reisezeit – überrascht uns, wir sind sowieso da, ob Regen oder Schnee, einen Plan oder ein Ziel – haben andere. Dennoch treibt uns unser gesunder Menschenverstand, ein seliges Urvertrauen und die Abenteuerlust voran.

Nicht wirklich gewollt, eher so aus Versehen trieben wir den Kilometerstand unseres vor Altersschwäche hüstelnden Toyotas um 20.000 Kilometer in die Höhe. Wie das in Anbetracht der knappen 9 Wochen, die wir in „Down Under“ hatten, passieren konnte? Eine selbstverständliche Prise Größenwahnsinn im Gepäck und man ist wie im Flug um das ,Inselchen‘ herum und einmal mittendrin gewesen.

Ne, mal ehrlich – Inspiration ist alles! Bäuchlings liegen wir auf dem Bett in unserem Hotelzimmer in Sydney und lauschen entspannt dem Foodchannel – nach Südamerikas Keks- und Brotoffensive allein schon ein Genuss fürs Auge. Bei Bildern von saftigen Seafood-Tellern läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Kochen eigentlich alle Aussie-Fernsehköche auf bunten Blumenfeldern, zwischen Schafen und Kühen und an wunderschönen, wilden Stränden? Da passen wir uns doch gern den kulturellen Gewohnheiten des Landes an und der Plan liegt nun glasklar vor Augen – ‚Wildkochen‘ im Süden Western Australias muss es sein, schlappe 3000 km von unserem aktuellen Standort entfernt. Doch das sollte bei Weitem nicht die letzte Etappe in Australien gewesen sein, mit jeder überquerten Ziellinie lechzen wir nach neuen Abenteuern und die feine blaue Spur, die wir auf Google Maps hinterlassen, wächst stillen Millimeter um Millimeter vor sich hin. An einem bestimmten Punkt gibt es dann kein Zurück mehr. Umkehren wäre der beschwerlichere und ungleich umständlichere Weg, also entscheiden wir wagemutig auch bei augenscheinlich ungünstigen Wetterbedingungen den regnerischen Norden zu durchqueren. Ein ziemlich heikles Unterfangen, auf das wir uns da eingelassen haben, da überflutete Straßenabschnitte und tagelanges Ausharren an Roadhouses (sollte eins in der Nähe sein) so wahrscheinlich sind, wie der Dienstag gewöhnlich auf den Montag folgt. So geben wir unserem Van, der nicht die Bohne eines Allradantriebes aufweisen mochte jeden Morgen die Sporen und reißen bis zu 1000 Kilometer am Tag ab, um die Durststrecke im Outback zu bewältigen.

Wir werden des Reisens nicht müde, auch wenn es immer wieder mal Situationen gibt, in denen man so richtig laut schreien, schimpfen oder platzen könnte. Unsere Zeit in Australien wird eine eindrucksvolle Erinnerung bleiben. 24/7 gemeinsam zu reisen – zu denken, zu planen, zu kochen, zu essen und auf 4 Quadratmetern zu leben, ist eine Herausforderung, die ihresgleichen sucht. Direkt vor der Autotür beginnt die unendliche Weite Australiens. Ein beängstigender Gegensatz.

Das Leben mit der Natur ist außergewöhnlich. Je weiter es uns Richtung Westen zieht, desto einsamer wir das Land. Streckenabschnitte, die 146 Kilometer geradeaus führen und sich mit Stolz die längste gerade Strecke der Welt nennen, saugen uns gähnenden Meter für Meter weiter ins Outback. Entgegenkommende Autos sind ein willkommener Grund für soziale Interaktion – ein Zeigefinger schießt zum knappen Gruß kurz in die Höhe und senkt sich langsam mit der Gewissheit der vor ihm gähnend leer liegenden Straße. Bäume und Sträucher, Wüstensände und Steinformationen aller Farben und Formen rauschen in der sengenden Hitze am Fenster vorbei, dennoch ändern sich die Bilder gefühlt in Zeitlupe. Gelbe, landestypische Schilder erinnern daran, dass hier Leben rechts und links der Route ist. Schlafen und Wachen gehen einher mit Sonnenuntergang und Aufgang. Der Hunger stellt sich nach und nach darauf ein, das Auge wird müde, wenn die Dunkelheit kommt, der Van wird zur gemütlichen Höhle auf der Weite einer einsamen Klippe. Aus der Ferne könnte man den Kerzenschein, der das innere des Wagens erhellt, ausmachen. Einzige Beobachter und Begleiter sind aber nur die unzähligen, funkelnden Sterne am Himmelszelt. Kälte oder Hitze, Regen, Sonne und Landschaft bestimmen den Verlauf unserer Tage. Ein flottes Sandwich im umgebauten Wohnzimmer des Vans, bei Sturm und peitschendem Regen vor den Fenstern, lässt uns die Nasen beim Erhaschen der gewaltigen Wellen der Südstrände plattdrücken. Die Füße bei einem Sommerfrühstück am eigenen Strandabschnitt tief in den kühlen Sand zu schieben, mit Zeitschrift und Reader bewaffnet, den Klappstuhl unterm Arm, den dampfenden Kaffeebecher in der freien Hand balancierend zum Strand stiefeln und das Wasser beobachten – das sind unsere Glücksmomente, in denen wir unseren Reisemut feiern. Eine warme Dusche zu finden, die Morgenwärme nach einer kalten Nacht oder doch ein Supermarkt nach 288 Kilometern Durststrecke, kann die Camperlaune in extreme Höhen versetzen.

Anekdoten und Details der letzten drei Monate in ein paar Zeilen zu quetschen, erscheint mir hier fast unmöglich. Wir hatten leider sehr selten Internet und schon gar keinen Strom im Wagen, um den PC bei Laune zu halten. Daher nun nur für euch und vollkommen exklusiv, kurz und knackig unsere Best Of(s) Australia

Top 5 Places to Be

  1. Hidden Beaches of Albany & Esperance
  2. Secret Campsite on Golden Beach (90 Mile Beach)
  3. Having a picnic on Busselton’s famous Jetty
  4. Gazing at Uluru
  5. Sandboarding on the white sand dunes close to the Pinnacles

Best Beaches

  1. Beaches of Albany & Esperance
  2. 90-Mile-Beach
  3. Whiskey Beach
  4. Noosa Heads
  5. Nelson Bay

Most Entertaining Moments

  • Ripping open your underpants at Big Crystal Creek’s rockslide
  • Rushing down the sand dunes in Lancelin
  • Eating hot Vanilla Poffertjes in Sydney’s Chinatown
  • Joining the Fringe Festival in Perth
  • Having Breakfast on secluded beaches
  • Finally reaching a Roadhouse after 300km of nothingness
  • Fossicking and actually finding 40 tiny sapphires & jelly beans
  • Having lunch at THE BurgerBus in Western Australia’s Desert
  • Overtaking a road train with 4 wagons
  • Overnighting in a creepy ghost town, a closed uranium miners’ home
  • Trying to catch a huntsman spider that is hiding in your car (at night)
  • Touching stuff that has been in space
  • Saying “G’day, I hope you are having a good day” by extending just one finger from the steering wheel

Not so cool things

  • Car breakdown in Australia’s Outback
  • Not having any change when you finally have found a laundromat
  • Trying to understand Australia’s weirdest dialects
  • Bushfires
  • Reading “This Road is Subject to Flooding” for the 10.000th, getting stuck the 10.001st time
  • Sharks/Spiders/Jelly Fish/Snakes

Einen magischen Moment möchte ich nicht vorenthalten. Uluru.

Nach zunächst scheinbar unerreichbaren Zielen wie das ferne Perth, Shark Bay, Exmouth, Broome und eventuell die ferne Ostküste durch Umrundung Australiens zu erreichen, standen wir recht unentschlossen mitten im Nirgendwo, oder besser gesagt an einer Kreuzung, die auch noch den frechen Namen „Three Ways“ trug und beratschlagten, wie es weitergehen sollte. Der eine Weg führe zurück, wie unpraktisch. Der Zweite zeigte gen Osten und lockte mit der sicheren Ostküste, Supermärkten, Werkstätten, Tankstellen und dem Meer. Einladende Gedanken wie 2000 Kilometer Umweg, dreiste Moskitos, unzählige anhängliche Fliegen, Wüstenwinde, wenig Schlaf und weitere zwei Wochen im tiefen Outback des Roten Kontinents verboten es irgendwie von selbst den dritten Weg nach Uluru einzuschlagen. Die Hitze der letzten Wochen wischen wir mit einer flüchtigen Bewegung von der schwitzigen Nasenspitze und schlagen besagten Weg Richtung Süden ein. Wir sind alleine auf unendlichen Piste. Wir schlafen an einsamsten Stellen mitten in der Steppe, fahren stundenlang ohne Gegenverkehr immer weiter ins Landesinnere. Erst als wir an der touristenbevölkerten Ostküste ankommen, werden wir feststellen, wie selten wir Menschen um uns hatten und wie die gesamte Welt um uns herum einfach nur uns gehörte. Wir sehen Sandstürme vorbeirauschen und schauen ehrfürchtig zum Himmel, als ein gewaltiges Gewitter, die Welt in Dunkelheit taucht. An Roadhouses kaufen wir Plörre (Ruhrpott für Filterkaffee) und leckere Ham&Cheese Sandwiches. Dazu gibt es immer ein gutes, selbstgeschnippeltes Müsli nach Mutterns Art. Wir haben schließlich einen Kühlschrank im Kofferraum.

Als Uluru hinter unendlichen roten Sandhügelketten am Horizont auftaucht, treten wir das Gaspedal durch, um den Sonnenuntergang schließlich doch noch zu verpassen. Dennis ist richtig angepisst. Keine Frage, wir bleiben einfach ein paar Tage länger und reisen täglich von morgens bis abends in den Nationalpark in und aus, umrunden den riesigen roten Steinkuchen zu Fuß und mit dem Auto, zählen seine tiefen Furchen, berühren den roten Stein und lesen alte Geschichten der Aborigines auf Steintafeln und erleben wie die Sonne den magischen Berg im Tagesverlauf von allen Seiten in wunderschönes Licht taucht. Die Abende sind verzaubernd. Dennis hüpft wild um das Kamerastativ und würde sicherlich gerne weitere Arme zur Verfügung haben, um alle technischen Geräte im Umkreis von einem Meter gleichzeitig zu bedienen. Ich sitze mit einem leckeren Ginger Beer gemütlich auf einem Klappstühlchen, wickle meine Beine umeinander und beobachte das sagenhafte Schauspiel um mich herum.

Denke ich nun zurück an diese vielen besonderen Momente, verschmelzen Zweifel, Ängste, oder freche Mücken, Hitze und schlaflose Nächte nahtlos mit den vielen positiven Erinnerungen. Was bleibt ist Glück und Geschichten, die mit „Weißt du noch…?“ beginnen.

One thought on “Australia – Sky is the limit

  • Boy 2016-04-13 at 15:40

    Best post yet….maravilossa!!!

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