La Paz – Chacaltaya-auf 5400 Meter

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Chacaltaya summit
Chacaltaya summit panorama at 5400m

Herumstreunen in La Paz ist ein wahre Gaumenfreude. Kaum aus dem Haus gestolpert, fallen wir regelrecht in eine Konditorei hinein und bestellen, was dem Auge gefällt. Schmeckt prima, diese knusprige, gestapelte Kekslasagne. Getrennt werden die einzelnen Lagen durch cremige Sahne-Karamelschichten, die die Zähne zum Lächeln bringen, oder doch eher dem Zahnarzt näher…ein Straßenstand überredet und förmlich zur nächsten Schlemmerei. Es gibt Empanadas. Fantastisch gefüllt mit reichlich Kartoffeln und Gemüse. Eine fette Prise scharfen Ajis komplettiert das Gericht und der glückliche Magen schreit nach einem bolivianischen Eis.

Eis in Südamerika muss man fast einen eigenen Post widmen! Es ist köstlich und in den unvorstellbarsten Geschmäckern zu finden. Guanaba-Marakuja, Limone und Minze, und Nussgeschmäcker, die sich nur durch ein Bild des jeweiligen Baumes erklären ließen, von dem die Nüsse gefallen sein mussten. Das Eis hat eine regelrecht zähe Konsistenz und so schmilzt einfach nicht in der heißen Sonne. Dennoch ist es unglaublich cremig. Paradox. Lecker.
Die Death Road ist eigentlich ein Muss für Südamerika-Reisende. Wir müssen halt irgendwie einfach nicht. Auffallend viele Gesichtsbaustellen und gebrochene Arme in Gips oder Armschlingen wandern gebeutelt in La Paz umher. Klarer Fall von Sturz am 30 Grad abfallenden Hang. Das überlassen wir den ganz Mutigen.

Für uns geht es daher bergauf – tatsächlich auf unglaubliche 5400 Meter. Mit einem vollbepackten Minivan schrauben wir uns durch die Rollsplittkurven der Anden nördlich von La Paz, vorbei an blassen, grünen Hügellandschaften, gespickt mit wolligen Alpakas, deren spitze Öhrchen uns interessiert folgen. Mit jedem Meter wird die Landschaft rauher, bis sich nur noch flache, zerbröckelte Steinplatten stapeln. Der Minivan schnaubt bei jeder Steigung. Beim Übergang von Stein zu Schnee wird offensichtlich, dass wir kein Allradantrieb haben. Nach wiederholten, gefährlich rutschigen Anlaufversuchen auf ca. 5000 Metern, die letzten Kurven zur Gipfelstation zu nehmen, rechts ein nicht zu unterschätzender Abgrund, schmeißt und der Fahrer raus und wir stehen etwas verloren im eiskalten Wind. Die Sonne ist unglaublich intensiv, dennoch wärmt sie kaum noch. Gut dass wir alle Schichten angelegt haben, die der Rucksack zu bieten hatte. Die Hände tief in die Jackentaschen gegraben, machen wir uns auf den Weg. Jeder Meter schlaucht unglaublich und wir erreichen schnaubend ein altes Steinhaus, das schief am Abgrund steht. Nur noch 100 Höhenmeter sind ab hier zu bewältigen – das Gipfelkreuz in Sichtweite. Ein Klacks könnte man denken. Doch die Höhe holt uns ganz schnell ein. Zehn Schritte – zehn Sekunden Pause – nach Atem ringen und das Ganze geht von vorne los. Aufgeben ist keine Alternative, auch wenn der Wind schneidet, die Augen tränen und die Hände zu Eisblöcken gefrieren. Oben angekommen sind wir schon ein wenig stolz und stellen und auf das noch funktionierende Drehrad der angeblich ältesten Seilbahn der Welt. Ein Panoramablick von Weltklasse bietet sich uns und Dennis knipst in alle Himmelsrichtungen, erfüllt von dem erhabenen Gefühl, gerade der größte Mensch auf Erden zu sein. Wunderschön Farben Umgeben uns. Gebirgsseen in leuchtendem Grün und Blau dunkeln in der Tiefe. Geschwungene Hügel deuten die Weite des Landes an. Bis auf den Wind ist es still um uns herum.

Wie ein Pinguin watschle ich den rutschigen Weg hinab und werde von einem grinsenden verrückten Videofilmer überholt. Er springt wie ein junges Reh. Na toll! Die Weite ist göttlich und mit unglaublichen Bildern im Kopf und im (Kamera-)Kasten machen wir uns auf den Rückweg zum Bulli.

Wir dachten die Alpen wären hoch. Man muss sich wieder und wieder vor Augen führen, dass wir seit Wochen die 2500er Marke, ob Berg oder Tal, Stadt oder Dorf, nicht mehr unterschritten haben.