Bolivian Hop

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Bevorstehende Route: Cusco – Puno – Lake Titikaka – Copacabana – Isla del Sol – La Paz

Herausforderung: 48 Stunden Zeit.

Machbarkeitsstudie: Check!

Cusco – Puno erledigen wir im Schlaf. Im wahrsten Sinne des Wortes flitzen wir im Express-Nachtbus Richtung Titikakasee. Verschlafen verdrücken wir das Frühstück um 6Uhr morgens in einem kleinen Restaurant am Stadtrand Punos. Streiks, Strassenblockenden mit brennenden Tonnen blockieren die Stadt, so dass ein Weiterkommen nur per Boot möglich ist. Wie praktisch, so sehen wir gleich, wie die Einheimischen auf schwimmenden Inseln leben und arbeiten. Wir dürfen sogar “an Land” gehen und der Präsident der Insel (kein Spaß!) erklärt uns in einer Mischung aus Qechua und Spanisch, wie Bewohner ihre Traditionen und ihre Lebensart aufrecht erhalten. Ein kleines provisorisches Modell der Insel führt uns deutlich vor Augen, wie die Menschen dort leben, für europäisches Empfinden, wohl eher überleben. Alles ist aus Reed, selbst die Insel besteht aus schwimmenden Schichten leichten Torfs, auf das wiederum kreuzweise Reedschichten aufgelegt werden. Ein eigenartiges Gefühl auf so wackeligem, feuchtem Boden zu stehen. Klein und groß arbeiten in der Küche, knüpfen Teppiche oder häkeln an bunten Figürchen. Das Leben findet am Boden statt. Die Menschen sind gezeichnet durch die Sonne und sicherlich auch die Feuchtigkeit, in der sie Jahrzehnte leben. Viele leiden unter Rheuma, so der Präsident. Die Kinder gehen am Festland zur Schule. Er sagt so mische sich die Vergangenheit mit der Moderne. Ihre Schiffe nennen die Bewohner liebevoll Mercedes Benz. Sie bestehen nämlich nicht mehr wie die traditionellen Boote nur aus Reed, dass sich maximal sechs Monate hält, bevor es quasi vermodert. Nun ist der Unterbau mit Plastikflaschen haltbar gemacht. Wie praktisch…Ganze drei Jahre betrüge nun die Haltbarkeit. Wir steigen zurück ins motorisierte Boot und werden an ein nahgelegenes Ufer des Titikakasees gebracht. Weiter geht es mit dem Bus. Scheinbar hat der Fahrer einen sicheren Weg um die Stadt herum gefunden. Man versichert uns, dass wir nun nichts mehr zu befürchten hätten. (Gut zu wissen, dass wir uns hätten fürchten sollen.)

In Copacabana gehen wir ein weiteres Mal an Bord und besuchen die kulturelle Inkastätte schlechthin. Angeblich soll hier die Geburtsstätte des Inkavolkes liegen. Die zweitstündige Fahrt (man muss sich vor Augen halten, dass man mit einer so kurzen Fahrt nicht einmal ansatzweise den Titikakasee überqueren könnte) bringt uns zu einem irgendwie griechisch anmutenden Inselchen. Eine Wandertour über die weichen Hügel der Isla del Sol führt uns an niedlichen Häusern vorbei. Terrassengärten grenzen die Grundstücke voneinander ab. Überall wachsen zarte, blaue Wildblumen. Die Abendsonne steht schon tief und wir fotografieren noch ein paar Esel, die uns mit schweren Lasten auf den Rücken entgegenkommen. Sie schnaufen mindestens genauso heftig wie wir. Schließlich sind wir immer noch auf einer ungeheuren Höhe unterwegs.

Woman rowing
Woman rowing to the shore

Die Zeit drängt und der Busfahrer steht bereits ungeduldig wartend am Hafen. Hop on! Weiter geht die Reise. Tick Tack…Das Tagesziel vor Augen.

Die Grenze passieren wir geschmeidig, im Gegensatz zu zwei Mitreisenden scheinbar naiven Amerikanern. Die Ungereimtheiten zwischen Amerika und Südamerika sind allzeit gegenwärtig, so lassen wir die zwei armen Burschen nach einer ewigen Wartezeit am Grenzpunkt zurück. Irgendwie waren sie auch selbst schuld, Einreisebestimmungen nach Bolivien sind sehr strickt, dennoch glasklar erklärt.

Zwei Straßenblockaden kurz vor La Paz drohen unseren strickten Zeitplan zu sprengen. Der Fahrer versichert, so etwas sei in Bolivien an der Tagesordnung, dennoch stockt einem der Atem, wenn der Bus plötzlich gestoppt wird, die Dunkelheit der Freund der Unruhestifter ist und die Tür zum Busfahrer fest verriegelt ist. Erst wenn ihm das Hemd flattern würde, sollten wir es mit der Angst zu tun bekommen. Vorne in der Fahrerkabine bleibt aber glücklicherweise alles still und der Bus wendet nach gefühlten Ewigkeiten.

Nachts um halb drei kommen wir müde in La Paz an und steigen in ein Taxi. Unser Homestay erweist sich einmal mehr als Glücksgriff, was sich nach der halben Nacht Schlaf wirklich gut anfühlt. Welcome to La Paz – Hauptstadt Boliviens, 4000 Meter überm Meeresspiegel.