Máncora – Hey Dude!

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Es gibt vermutlich unkompliziertere Dinge auf der Welt, die man um drei Uhr nachts erledigen kann, als von Ecuador nach Peru zu übersetzen. Wer hat zum Beispiel entschieden, dass die Frau in Deutschland ihren Mädchennamen mit der Hochzeit abgeben kann? Man erkläre das einer gelangweilten peruanischen Dickhäuterin, die müden Blickes über ihre Halbmondbrillengläser gerade noch über die Kante des Counters schauen kann und sich sicherlich ins Land der Träume wünscht. Naja wir erklären geduldig warum auf meinem Pass zwei Namen stehen, aber einer quasi unnötig zu erwähnen sei. Daraufhin die Frage: Sind sie vielleicht Geschwister? Und alles, was vermeintlich vermittelt war, beginnt von Neuem. Dennoch sitzen wir zwanzig Minuten später wieder in unseren steifen Bussitzen und warten den zweiten Teil unserer achtstündigen Tour Richtung Máncora, Peru. Um vier Uhr morgens werden wir an einer dunkeln Ecke des Panamerikan Highways rausgeworfen. Bekanntlich sollte man in Südamerika nachts überall sein, nur nicht auf menschenverlassenen Straßen. Was solls? Was bleibt auch anderes übrig? Eifrige Taxifahrer wittern ein Geschäft mit dem Nachttarif. Dreist handeln wir auf die Hälfte runter und werden durch die Dunkelheit über holprige Sandstraßen zum Hostel gebracht. Geht doch! Einchecken um vier Uhr morgens ist bei Surfern kein Problem. Verschlafen und in Unterwäsche empfängt uns ein müder Dude. Das war wohl der smootheste Check-in aller Zeiten.

Wir schlafen bis in die Puppen und wachen in einem kleinen Paradies auf. Bunte Hängematten und mannshohe Palmen verstecken eine gemütliche Sitzecke aus Bambusmöbeln. Von einer kleinen Cocktailbar erklingen sanfte Reggaesounds bis auf unsere kleine Terasse, die niedlich mit klapprigen Holzliegestühlen bestückt ist. Einen haben wir heimlich platt gesessen. Also er ist regelrecht zusammengebrochen. Naja wir haben ihn irgendwie wieder zusammengesteckt. Er zuckt ein wenig windschief in der Meeresbrise…das Meer kann nur einen Katzensprung entfernt sein. Die Wellen begleiten unser Frühstück.

Máncora ist sicherlich das schlecht behütetste Touristengeheimnis des peruanischen Nordens, aber ein Stopp von vier Tagen hat sich gelohnt.

Hals- über Kopf entscheiden wir uns eine Surfkurs zu buchen. Nach unseren Selbstversuchen per idiotensicherem Lernvideo in Kanada sollten nun handfeste Tipps her. Wie Fische auf dem Trockenen machen wir gefühlt alberne Liegestütz-Übungen im Sand. Schonmal bäuchlings im Sand paddelnderweise Sand beatmet? Spaß! Aber es hat sich gelohnt. Nach zwei Stunden im Wasser, vollkommen aus der Puste und Pudding in den Armen stehen wir erstaunlich viele Wellen. Wir müssen cool gewirkt haben, als wir erschöpft am Strand ankommen, wollen Leute Fotos mit uns haben. Etwas verdutzt stellen wir uns dennoch brav auf, machen Surferzeichen und abwechselnd stellen sich Unbekannte mit auf das Bild. Spätestens jetzt können wir mit den Dudes fachsimpeln.

Annika & Dennis as Surfer Dudes
Annika & Dennis posing as surfer dudes. This picture is not photoshopped.

Zur Belohnung essen wir vier Tage Sushi. Richtig geil. Die Handyfotos bei Nacht können nur ansatzweise die Weltgeileit dieser meisterhaften Sushikreationen einfangen. Der Sushichef hat in Lima (die Food City Südamerikas schlechthin) gelernt und trägt beim anrichten Karatemandel und Kampfbandeau um die Stirn. Egal, das Essen bei Lagerfeuer und guter Musik war göttlich. Das haben wir nicht vermutet, als wir für 18€ die Nacht eingeschlagen haben.

Oh den besten, im wahrsten Sinne des Wortes, Saftladen gibt es im Touristendistrikt downtown in Máncora. Also mit Downtown ist jetzt zehn Minuten zu Fuß von Surfcamp gemeint. Zurück zum Saft. Man nennt einfach seine Lieblingsfrüchte und bekommt eine Riesenkanne voll leuchtendem, dickflüssigen Fruchtsaft. Unser Favorit: Mango, Erdbeere! Kein Thermomix kann dagegen anstinken. Ha!

…Anstinken…das geht doch glatt mit Zwiebelsalat, hierzulande besser bekannt als Ceviche. Eine südamerikanische doch eher gewöhnungsbedürftige Köstlichkeit bestehend aus ziemlich vielen Zwiebelringen. Zwei bis drei Handvoll fallen da kaum auf. Dazu folgt roher, weißer Fisch, meist trucha (Forelle). Bei Bedarf auch gerne blutrote conchas negras (Muscheln mit blutrotem Fleisch) choclo (fast farbloser Riesenmais) und ein winziges Stück Süßkartoffel. Eine gute Prise Koriander, der Saft zweier Limetten und das abgeschöpfte nun abgestanden bräunliche Muschelwasser runden das Gericht ab. Nichts für schwache Nerven. Guten!

Auf dem Küstlermarkt shoppen wir noch ein, zwei Souvernirs, bevor wir uns todesmutig in die 18-stündige Busfahrt Richtung Lima stürzen. Die gigantischen VIP Sitze versprechen eine gemütliche Reise durch die Nacht. Man wird sehen.